Eine Reise in unbekannte Höhen

Karma – was für eine Name für einen Guide im Himalaya. Gleich die erste Begegnung am idyllischen Flughafen von Leh ist außergewöhnlich herzlich. Und auch wenn die Luft dünner ist in Ladakh, so ging uns nie die Luft für spannende Unterhaltungen aus. Auf unserer Trekkingtour über Photoksar und Skyumpata Camp nach Lingshed und weiter bis nach Hanumil sind wir der buddhistischen Kultur und dem einfachen Leben in den Bergdörfern dank Karma ein deutliches Stück näher gekommen. Karma hatte es sicher nicht leicht mit Jörg und mir, zwei Lehrern, die gerne Löcher in den Bauch fragen. Doch verging kein Abend, an dem wir nicht über Glück, Bildung, Erziehung, Landflucht, Glaube oder sonst was angeregt und gewinnbringend geredet haben. Und das stets in einer unglaublich faszinierenden Landschaft, an der wir uns nicht satt sehen konnten. Besonders gut hat uns die Mischung aus ernsthaften Themen und ansteckendem Humor gefallen. Ein kräftiges und herzliches „Julley Julley“ begrüßte uns jeden Morgen, wenn wir zu früher Stunde „we want tea, we want tea!“ aus unserem Zelt skandierten. Sowieso war die Verköstigung auf dem Trekk ein Traum – sofern man denn der indischen Küche zugewandt ist. Und wir staunten nicht schlecht, wenn wir Dorje, unserem Koch, auf die Finger schauten. Was der kleine Ladakhi in seinem Küchenzelt auf den Kochern zusammengezaubert hat, sucht ganz sicher seinesgleichen. Und so haben wir auf dem Trekk sogar minimal zugenommen, weil wir uns unzählige Mahle mehr als satt gegessen hatten…

Ein Höhepunkt unserer Reise war sicher ein Dorffest in Lingshed, das wir zusammen mit Karma besucht haben. Zum Glück ist der traditionelle Tanz nicht allzu komplex, so dass wir uns nicht wirklich blamieren konnten. Die Bilder, die uns an diesem Festtag geboten wurden, werden wohl ewig in Erinnerung bleiben. Herzliche, lachende und von den harten Lebensbedingungen gezeichnete Gesichter in traditionellen Kleidern in einer so unwirtlichen Landschaft…

Wir betrachten die gemachten Erfahrungen mit Karma als ein wunderbares Geschenk und sind froh, dass wir die Chance bekommen haben, mit ihm und seinem tollen Team auf Reisen zu gehen. Das Auftauchen in unbekannte Höhen und das Eintauchen in eine fremde Kultur ist ein Segen für jeden Menschen, der vom hektischen Stadtleben hierzulande umzingelt ist. Für uns war es eine Reise, in der die Zeit verloren ging, das Fremde sich auflöste und Zufriedenheit der Menschen und das einfache Leben einen ungeahnt bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Julley Julley!!!

Marco Selent